2015-12-03 Newsletter ITI-Germany 12/2015
in 2015 03.12.2015 13:57von Pressestelle • Moderator | 901 Beiträge
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wie eine zeitlos gültige Aufgabe liest sich heute, was vor 60 Jahren als Gründungsgedanke des Internationalen Theaterinstituts (ITI) formuliert wurde:
„The purpose […] is to promote international exchange of knowledge and practice in theatre arts […] in order to consolidate peace and friendship between peoples, to deepen mutual understanding, increase creative co-operation between all people in the theatre arts.“
60 Jahre später sind es inner- und zwischenstaatliche Konflikte, Bedrohung und Verfolgung, Kriege und Flucht, die eine bedrückend immer brüchiger werdende Welt bestimmen. Wo Begegnung und Austausch noch möglich sind, finden sie häufig unter deutlich veränderten Vorzeichen und Rahmenbedingungen statt.
Joachim Lux, Präsident des deutschen ITI-Zentrums, sieht aber auch Chancen und Potenziale der Theaterarbeit, international und national: „Es wäre schön, wenn wir auf die derzeitigen Entwicklungen nicht nur mit Angst- und Protestgesten reagieren, sondern sie als Chance zur Begegnung sehen und mit Neugierde beispielsweise auf künstlerische Entwicklungen und Menschen in den arabischen Ländern antworten,“ sagte Lux im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung anlässlich seines 60jährigen Bestehens, den das deutsche Zentrum des Internationalen Theaterinstituts am 26. November 2015 in der Berliner Akademie der Künste beging. Die Internationalität von Kulturarbeit sei „nicht mehr länger nur eine der Außenbeziehungen zu Künstlern in anderen Ländern, sondern unsere eigene Gesellschaft internationalisiert sich, so rapide wie noch nie“, so Lux.
Eingeleitet wurde der Abend von Joanna Warsza, Dozentin am CuratorLab der Konstfack in Stockholm, und dem syrischen Dramatiker Mohammad Al-Attar mit zwei Keynotes. Im Anschluss daran boten Gesprächsrunden Gelegenheit sich auszutauschen. Dazu waren eingeladen Nora Amin (Lamusica), Claudia Bosse (theatercombinat), Chang Nai Wen (Sisyphos, der Flugelefant), Christel Gbaguidi (Arts Vagabonds Rezo Afrik Benin), Milo Rau (International Institute of Political Murder), sowie Kristina Stang (Berlin Mondiale) und Matthias Biskupek (PEN Deutschland).
Drei thematische Fragen waren vorgegeben:
- Was behindert künstlerische Arbeit und den internationalen Austausch heute?
- Welche Möglichkeiten der Intervention haben Künstler im Spannungsfeld von Zensur, Boykott und Emigration?
- Welchen Herausforderungen müssen sich zivilgesellschaftliche Mittlerorganisationen künftig stellen?
Unter den rund 100 Gästen wurde in individuellen Gesprächskreisen lebhaft diskutiert. So wies etwa Milo Rau darauf hin, gerade bei dokumentarischen Recherchen müsse damit gerechnet werden, dass aufklärerische Theaterarbeit in autoritären Gesellschaften immer schwieriger werde, Scheu vor dem Dialog mit den politisch Verantwortlichen dürfe aber nicht aufkommen. In vielen Ländern, so eine weitere Erfahrung, erschwere der Zerfall staatlicher Strukturen den internationalen Austausch und mache oftmals künstlerische Mobilität unmöglich.
Konsens an diesem Abend war, dass entscheidende Impulse aber immer wieder gerade außerhalb der Komfortzonen gesetzt werden. Zwischen Boykott und Dialog wird zur Bewahrung der Unabhängigkeit künstlerischer Arbeit die Frage nach der ethischen Qualität internationaler Kulturbeziehungen und der kritischen Analyse eingeschriebener Machtstrukturen immer entscheidender. Dem müssen sich die internationalen Organisationen stellen.
Im vorliegenden Sonder-Newsletter finden Sie/findet ihr eine kleine Auswahl an Bildern, die einen Eindruck des gemeinsamen Abends wiedergeben. Weitere Fotos unter: 60 Jahre ITI - Fotos
Hinweis: Der nächste und damit letzte Newsletter 2015 – dann wieder mit reichlich informativem Text in den gewohnten Rubriken - geht Ihnen/Euch rechtzeitig vor den Feiertagen zu.
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