2008-02-18 Tagung Wolfenbüttel zu Freiem Theater
Bildung braucht Kunst!Freies Theater und kulturelle Bildung
19. - 20. Februar 2008Leitung: Thomas Lang, Eckhard Mittelstädt
Kostenanteil: 115,- € (inkl. Ü/VP)
In Kooperation mit dem Landesverband Freier Theater in Niedersachsen LaFT
"Kunst braucht Bildung" lautet der aktuelle kulturpolitische Mainstream, kulturelle Bildung als Kulturmarktsegment und als gesellschaftliche Heilslehre boomt. "Rhythm is it" für alle ist kulturpolitisch angesagt, vor allem dann, wenn es um aktive Alte, bildungsferne Jungs und "Menschen mit Migrationshintergrund" geht.
Das Freie Theater wird von der Kulturpolitik darum gerne (auch) als "mobile Akademie" gesehen. Seine Mobilität und Flexiblilität lassen diesen Bezug durchaus zu. Zumal zahlreiche Freie Theaterschaffende auf diesen Markt der kulturellen Bildung lange nutzen, als Workshopleiter, Theaterpädagogen in Schule und Freizeit, als Regisseure von theaterpädagogischen Projekten bis hin zu Animationsprojekten. Welche Bedeutung diesem Aspekt künstlerischen Schaffens allerdings genau zukommt, wäre zu klären: lukrativer Nebenjob, förderpolitische Tränendrüse oder selbstverständlicher Bestandteil jeder Theaterarbeit als Bereicherung künstlerischen Denkens?
Zu fragen ist zudem, ob diese Verknüpfung von Theaterproduktion und kulturpädagogischer Tätigkeit für die strukturelle Entwicklung einer Kultur Freier Theater hilfreich ist. In manchem Kinder- und Jugendtheater mit eigener Spielstätte mag dieses noch plausibel und naheliegend erscheinen. Doch die Vermutung liegt nahe, dass etliche Freie Theater in ihrem "Kerngeschäft", in der Erarbeitung überzeugender Theateraufführungen durch derart zusätzliche Aufgaben belastet werden. Die Knappheit ihres Personals bei hohem Selbstausbeutungspotential ist bekannt. Welche Vorteile bieten sich also für die Freien Theater und für die Teilnehmer dieser Veranstaltungen und warum sollte dieses Feld nicht einfach den personalstärkeren institutionalisierten Theatern überlassen werden?
Das Fachtreffen will das Zusammenwirken Freier Theaterarbeit und kultureller wie ästhetischer Bildungstätigkeit befragen, auf Chancen, Risiken und Missverständnisse hinweisen sowie gelungene Projekte vorstellen und betrachten, in denen diese Verbindungen zu künstlerischen Entwicklungen, partizipativen Prozessen und einer Entwicklung und Erweiterung des Theaterbegriffs und den Kulturen des Freien Theaters beitragen. Nicht "Kunst braucht Bildung", sondern "Kunst ist Bildung" oder gar "Bildung braucht Kunst"?
Eckhard Mittelstädt, Hannover, Geschäftsführer des Landesverbands Freies Theater in Niedersachsen,
http://www.laft.de Info und Porgramm als PDF unter:
http://www.bundesakademie.de/pdf/th208.pdf