1. Europäischer Theatertag für Toleranz
Aufgrund anhaltender Proteste aus Ungarn wie aus dem Ausland, auch aufgrund des Memorandums, wurde die Ernennung von István Czurka zum Intendanten eines der bedeutendsten Theater der Stadt, des Budapester Neuen Theaters Uj Szinhaz, verhindert.
Daher muss unten stehendes Memorandum erfreulicherweise etwas umformuliert werden, verliert aber leider nicht an Aktualität, denn auch der neue zukünftige Direktor György Dörner vertritt die Position der offen rassistischen und antisemitischen Partei MIEP, dessen Vorsitzender István Czurka voraussichtlich weiterhin als Berater des zukünftigen Intendanten fungiert:
Am 1.2.2012 wird das "Neue Theater Budapest" an einen Intendanten übergeben, der ein bekennender Rechtsextremist ist.
Da es sich um ein subventioniertes Theater einer europäischen Hauptstadt handelt und der Oberbürgermeister im Alleingang diese Entscheidung gefällt hat, findet ein Tabubruch statt, den wir als Theatermacher nicht einfach auf uns sitzen lassen wollen. Gemeinsam mit C.Bernd Sucher und einer Reihe von Theatermachern und Schauspielern haben wir eine Initiative gestartet, die sich gegen die schleichende Akzeptanz von Faschisten im öffentlichen Leben richtet.
Ungarn ist nicht das einzige Land Europas mit starken rechtsextremen Parteien. Deshalb wollen wir dieses Ereignis zum Anlass nehmen, vor der jeweiligen Vorstellung möglichst vieler Theater in ganz Europa, folgendes Memorandum durch einen Schauspieler oder eine Schauspielerin verlesen zu lassen. Als Symbol des Zugangs zum Herzen der Menschen, sollen diese Schauspieler während der Verlesung einen Schlüssel in der Hand halten.
Memorandum / Deutsch
Ich verlese ein Memorandum, das heute in den meisten Theatern Europas vor der Vorstellung in der jeweiligen Landessprache verlesen wird:
Heute ist der 1.Februar 2012. An diesem Tag wurde in Budapest eines der bedeutendsten Theater der Stadt, das Budapester Neue Theater Uj Szinhaz, an einen neuen Intendanten übergeben, der ein bekennender Rechtsextremist ist. Das ist ein Tabubruch.
Wir wollen das nicht zum Anlass nehmen, Steine nach Budapest zu werfen, sondern uns in unserem eigenen Land und in unserer unmittelbaren Umgebung für Toleranz, Vielfalt und Solidarität für die Schwächeren einzusetzen.
Wir sind bestürzt darüber, dass in vielen Europäischen Ländern politische Kräfte wirken, die Hass, Verachtung und Neid zwischen den Menschen schüren. Wir wollen mit unserer Theaterarbeit das Trennende in der Gesellschaft überwinden, Neugierde erwecken und die Sinne für gesellschaftliche Wahrheiten schärfen - für das gemeinsame Wohl aller Menschen, den Frieden und die Freiheit in Europa.
Sind wir Menschen doch alle frei und gleich an Würde und Rechten geboren, sind wir doch alle Bürger einer Welt.
Heute ist der 1.Februar 2012. Begehen wir heute gemeinsam den 1. " Europäischen Theatertag der Toleranz".